„Es braucht eine Naturhut mit Kompetenzen“ 

Der Druck auf den Lebensraum Wald war eines der zentralen Themen an der Generalversammlung von Jagd Aargau in Wegenstetten

Der steigende Druck auf den Lebensraum Wald treibt auch die Jagd um. „Wir brauchen eine Naturhut, die gezielt – vor allem durch Aufklärung, bedarfsweise aber auch ausgestattet mit polizeilichen Kompetenzen – dem Waldgesetz zur Durchsetzung verhilft“, betonte Rainer Klöti, der Präsident von Jagd Aargau, an der Generalversammlung des Verbandes der Aargauer Jägerinnen und Jäger in Wegenstetten. „Allein mit schönen Worten, unkoordinierten Lenkungsmassnahmen, fehlender Aufsicht und gutgläubiger Toleranz ist der Freizeitrummel im Wald nicht in den Griff zu kriegen.» 

Als Beispiel dafür, wie gelegentlich Wunschdenken und Realität auseinanderklaffen, nannte er die neue Wildtierunterführung zwischen Brugg und Schinznach Bad. Deren Randgebiet werde gemäss Auswertung des Fotomonitorings „hauptsächlich von der Spezies homo sapiens als Freizeitpark“ genutzt. Auch auf dem Villiger Geissberg, wo eine Untersuchung zur Ursache des Rückganges des regionalen Bestandes an Gämsen läuft, seien deutlich mehr Bilder von Menschen – „häufig auf zwei Rädern, ausgerüstet mit Hilfsmotor und Scheinwerfer“ – geschossen worden, als von Gämsen. 

Die zunehmende Beeinträchtigung des Lebensraums Wald, aber auch die Stärkung der Jagdaufsicht und die Verbesserung des Wildtierschutzes, sind denn auch nur einige der Thesen des Projektes „Vision Jagd 2025“ von Jagd Aargau. Aus diesen Thesen werden jetzt, so Rainer Klöti, Vorschläge für Massnahmen formuliert, welche alle Ebenen erreichen sollen.

Mit dem neuen Jagdgesetz, das voraussichtlich 2024 in Kraft tritt, werde sich zwar an den Verpflichtungen der Jagdgesellschaften nichts ändern, so der Präsident von JagdAargau. Er wies aber auf neue Bestimmungen hin. So auf die Regelung des Tierschutzes auf der Jagd; die fachgerechte Nachsuche nach verletzten Tieren; die Regulierung der Wolf-Bestände und die Entschädigung von Biberschäden.

Der Wolf – bloss eine der Herausforderungen

„Die Risse an Nutztieren sind nicht nur ein gefundenes Fressen für die Raubtiere, sondern auch für die Presse“, so Regierungsrat Stephan Attiger. „Wir haben Wolfsrisse auch bei uns – und sie werden zunehmen. Für den Aargau ist das eine neue Herausforderung. Fast noch mehr als der Wolf beschäftigt uns aber der Biber. Es ist wichtig, dass auch hier Massnahmen ergriffen worden sind. Ebenso wichtig ist aber auch, dass das Verständnis für den Biber erhalten bleibt.“

Als „grosses Thema“ bezeichnete er die Freizeitnutzung des Waldes. Die Zunahme der Bevölkerung werde auch beim Druck auf die Natur spürbar. Er erinnerte aber an die Bundesverfassung, welche den Schutz und die Erholungsfunktion des Waldes gleich gewichtet. Regierungsrat Attiger verwies auch auf regionale Projekte und auf die Revision des Waldgesetzes, welche den Gemeinden die Möglichkeit geben soll, Gebiete für Freizeitnutzungen auszuscheiden.

„Die Jagdstatistik zeigt, wie wichtig die Jagd ist“, betonte er und dankte den Jägerinnen und Jägern für ihren grossen Einsatz.

Ehre, wem Ehre gebührt

 Die Versammlung, die von den Jagdhornbläsern Fricktal begleitet wurde, wählte Guido Heggli (Abtwil), als Nachfolger von Patrick Isler, als Delegierten des Bezirks Muri. Patrick Isler und Max Schmid, der langjährige Präsident der Vereinigung aargauischer Jagdaufseher, wurden zu Ehrenmitgliedern von JagdAargau ernannt. 

Geehrt wurden Walter Müller und Bernhard Hunziker für je 25 Jahre Einsatz als Jagdaufseher; Urs Hirsbrunner (der leider nicht anwesend sein konnte) für 50 Jahre und Willy Dräyer für schier unglaubliche 60 Jahre. 

Gemeindeammann Felix Wendelspies stellte den Versammlungsort Wegenstetten vor. Thomas Hüssy überbrachte die Grussbotschaft von Jagd Schweiz; Grossrätin Colette Basler diejenige des Bauernverbandes Aargau und Christoph Schmid diejenigen des Aargauischen Försterverbandes und von Wald Aargau.


Entdecke mehr von Aargauischer Jagdschutzverein AJV

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.